Über Trainingslager, Corona-Krise und neue Ziele – ein kleines Update
Eigentlich würde ich an dieser Stelle lieber über Triathlon-Rennen berichten. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Corona-Krise. Anfang 2020, als die ersten Meldungen eines neuen Virus aus China unsere Nachrichten füllten, war alles noch so weit weg. Den Jahreswechsel verbrachte ich mit meinem Freund auf Mallorca. Dort wurden die ersten Grundlagenkilometer auf dem Rad gesammelt, bevor ich noch auf Mallorca krank wurde. Eine dieser üblichen, nervigen Erkältungen. Wie in jedem Jahr. Die obligatorische Sportpause und der Wiedereinstieg in ein moderates Training verliefen ohne Probleme. Ein paar Tage im Schnee auf Langlaufski durften im Januar auch nicht fehlen. In Leutasch hatten wir zwar nicht ganz so viel Glück mit dem Wetter, aber ein paar tolle und schneereiche Tage waren dabei. Ende Februar ging es dann endlich – noch mit großen Zielen vor der Brust – ins Trainingscamp in das Hotel Las Gaviotas Suites / Playa de Muro auf Mallorca. Den Auftakt gab das jährliche HOKA ONE ONE Teammeeting, bei dem sich alle europäischen Hoka-Athleten zum Get-Together treffen und die neuen Produkte kennenlernen dürfen. Zu diesem Zeitpunkt spitzte sich die Lage in Sachen Corona immer weiter zu. Die aktuellen Nachrichten verfolgte ich nicht, sondern ließ mir von meinem Freund jeden Abend telefonisch berichten. Da sich aber scheinbar stündlich Änderungen ergaben, war ich kurz vor dem eigentlichen Ende (16.03.2020) meines geplanten Aufenthaltes doch ziemlich überrascht, zugegebenermaßen auch genervt, als mein Freund mir dringlich anriet, mich sofort um einen früheren Heimflug zu kümmern. Denn ab Montag (16.03.) sollte in Spanien eine strikte Ausgangssperre verhängt werden und es war unklar, ob man noch nach Deutschland ausreisen darf. Ich kam allerdings gerade von einer langen Radtour wieder heim und hatte erstmal andere Sorgen – wie z.B. eine frische Dusche sowie der Run aufs leckere Abendbüffet. „Dann bleibe ich halt hier auf Mallorca“, war meine Antwort, die meinen Freund nicht gerade erfreute. Hätte ich zu dem Zeitpunkt schon gewusst, dass diese Ausgangssperre über mehr als 7 Wochen anhalten würde und man sich nicht mehr frei bewegen kann, wäre ich zur Not von Mallorca zurück nach Hause geschwommen! Zum Glück klappte mein geplanter Heimflug am zweiten Tag der Ausgangssperre ohne Probleme. Ich war wirklich froh, als ich wieder zuhause war und mich wieder frei bewegen konnte.
Die ersten offiziellen Absagen meiner geplanten Rennen machten mich noch etwas traurig und orientierungslos. Auf die erste Saisonhälfte hatte ich mich besonders gefreut, da sie mit einigen Reisen an tolle Orte verbunden war. Die anfängliche Hoffnung, dass bald wieder Rennen stattfinden, auf die man hintrainieren kann, schwand immer mehr. Diese Ungewissheit ist lästig. Also erstmal frei machen von dem Gedanken an Triathlon-Rennen und neue Ziele definieren. Seit einiger Zeit bin ich auf STRAVA registriert und habe Gefallen daran gefunden, ab und an mal auf Segmente-Jagd zu gehen und eine KOM oder QOM zu holen. Das hat auch Wettkampf-Charakter und man kann sich mal so richtig bis ans Limit belasten. Ja, man kann auch ohne Wettkämpfe glücklich sein – aber ab und zu ist es einfach schön, seinen Puls mal wieder so richtig in die Höhe zu treiben. Das Wetter meinte es wirklich gut mit uns – seit meiner Rückkehr von Mallorca schien in Deutschland die Sonne und es fiel, zum Leid der Natur, kein einziger Regentropfen vom Himmel. Das fehlende Schwimmtraining wurde einfach durch mehr Rad- und Lauftraining ersetzt. Auch meine Rollski kommen ab und zu zum Einsatz. Das ist ein gutes Training, auch für den Oberkörper, der leider schon etwas an Kraft verloren hat.
Eine weitere Option, Rennfeeling zu spüren, kam mit der ZWIFT PRO TRI RACE SERIES hinzu. Die Online-Platform ZWIFT startete am 15.04.2020 mit der ersten virtuellen Rennserie (immer mittwochs) nur für Triathlon-Profis. Beim zweiten Rennen war ich dann mit dabei. Und das, obwohl draußen die Sonne schien! Das Rennen ging über 24 km auf einem Kurs in London mit Bergankunft auf dem Box Hill. 55 Athletinnen waren am Start. Nach dem morgendlichen Wiegen für die korrekte Angabe meines aktuellen Gewichts, fiel um 16:07 Uhr der virtuelle Startschuss. Mit einem Sprint pedallierte ich los und gab von nun an Vollgas. Das reichte leider nicht, um nur annähernd an der Spitzengruppe dran zu bleiben. Egal. Weiter kämpfen! Nach 44:29 Minuten erreichte ich als 36. das Ziel und war ehrlich gesagt froh, dass es vorbei war! Puh, echt anstrenged zuhause im Wohnzimmer ein Rennen zu fahren.
In der kommenden Woche entschied ich mich wieder für das Rennen. Diesmal standen 27 km auf dem Crit-City-Kurs an, bei dem 14 Runden zu absolvieren waren. Gestartet wurde diesmal in zwei Gruppen. Ich fuhr in Gruppe B. Ich konnte mich in dem Führungs-Peloton einreihen und es bis zum Ende halten. Leider haben wir nicht mitbekommen, dass es zwei Ausreißerinnen gab, die ein paar Sekunden bis ins Ziel retten konnten. Mein Zielsprint ließ allerdings zu wünschen übrig. Meine Beine gaben nicht mehr viel her. Das bedeutete Platz 11 und 22 Sekunden Rückstand zu Platz 1 bei einer Gesamtzeit von 38:30 Minuten. Das Rennen hat wirklich Spaß gemacht und war spannend bis zum Schluss.
Für die noch vor uns liegende wettkampffreie Zeit plane ich noch die ein oder andere längere Radtour, sei es mit dem MTB oder Rennrad. Auch ein Etappenlauf bei uns in der Heimat wäre ein sich lohnendes Ziel – Urlaub in der Heimat eben. Mal schauen, was da so möglich ist. Eines ist aber sicher: Fit bleiben lohnt sich! Also ran ans Training. Und danach kann man sich auch mal ein Bierchen mehr gönnen, als man es sonst machen würde.