IRONMAN South Africa 2016 – Als beste Deutsche auf Platz 6
Das erste Rennen meiner Saison war gleich eines über die Königsdisziplin im Triathlon – der IRONMAN-Distanz. Und es war nicht irgendein Rennen. Es war die Kontinentalmeisterschaft von Afrika. Zuerst flogen wir in das circa 12 Flugstunden entfernte Kapstadt. Die Nacht im Flugzeug war nicht die bequemste, doch erstaunlicherweise wurde ich von der Erschütterung der Landung geweckt. Ich musste also doch geschlafen haben. Von Kapstadt fuhren wir direkt weiter in die ca. 80.000 Einwohner große Studentenstadt Stellenbosch. Dort wollte ich mich noch die letzten Tage vor dem großen Rennen vorbereiten. „Der Winter ist schon da“, meinte unsere Vermieterin des Guesthouses zu den doch unerwartet kühlen Temperaturen. Für deutsche Verhältnisse war es mit ca. 17-18 Grad immer noch sehr angenehm und die Sonne schien überwiegend. Aber wir hatten anderes erwartet. Bei Besichtigung der neuen Trainingsmöglichkeiten stellten wir fest, dass der wunderschöne 50-m-Pool aufgrund einer Veranstaltung gesperrt war. Was war denn dort los? Wir staunten nicht schlecht, als wir von der Weltmeisterschaft im Unterwasser-Hockey erfuhren. Und da wird immer behauptet, Triathlon sei nicht zuschauerfreundlich – was ist dann bitte mit Unterwasser-Hockey!!
Mein Training verlief gut. Große Umfänge waren es ja nun nicht mehr und es blieb auch etwas Zeit, sich die Gegend anzuschauen. Ich habe noch nirgends so lecker gegessen wie in Stellenbosch. Egal, welches Restaurant wir wählten, ich überschlug mich mit meinen „Mmmmhs“ und „Oooahhs“. Zum Ende der Woche fühlte ich mich eher wie ein dicklicher Restauranttester als wie ein Profi-Triathlet kurz vor seinem ersten Saisonhöhepunkt.
In Port Elizabeth angekommen, stellte ich fest, dass es dort unerwartet windig war. Das Meer glich eher einem Wirlpool als einer Badewanne. Mein erstes Schwimmtraining habe ich Feigling abgebrochen. Ganz alleine in den Fluten war es mir doch zu unheimlich. Beim Verlassen des Wassers erwischte mich dann auch noch eine riesige Welle heimtückisch von hinten. Waschmaschine, Schwimmbrille weg. Na vielen Dank! Am nächsten Tag traute ich mich, getuned mit neuer Schwimmbrille, dann schon etwas länger in den wohl temperierten Indischen Ozean. „Auutsch!!!“ Nach einer schmerzhaften Schrecksekunde wusste ich, was es war: eine Qualle. Zwar sind wir durch unseren Neoprenanzug überwiegend geschützt, aber gerade im freiliegenden Gesicht tun die Tentakel dieser kleinen Mistviecher richtig weh. Was uns nicht umbringt…
Der Raceday rückte immer näher und ich fand, es wurde Zeit, dass es endlich losging. Ich war sehr gut vorbereitet und trotz meiner paar „Stellenbosch-Schlemmer-Gourmet-Kilos“ zuviel traute ich mir einiges zu. Ich hatte es gesund und unverletzt bis an die Startlinie geschafft – nun kam der Spaß und die Belohnung. Um 6:35 Uhr fiel der Startschuss für alle PRO-Damen, 5 Minuten nach den PRO-Männern. Hinter uns folgten alle Agegrouper in einem Wellenstart. Der Ozean hatte sich am Wettkampfmorgen sehr beruhigt. Das gewohnt langsame Schwimmen auf der Strecke schaffte ich als 10. in 1:03:24 Std.
Die Radstrecke wurde für 2016 vereinfacht und konnte kaum Höhenmeter aufweisen, dafür einen durchweg holprigen Straßenbelag. Der Sommer war plötzlich wieder zurück am Eastcape und die hohen Temperaturen von ca. 30 Grad machten es den Athleten nicht leicht. Bei einem Speedbumper muss ich wohl direkt auf den ersten Kilometern meine wichtige Gelflasche verloren haben. Mit nur 5 Gels ausgestattet würde meine Kraft nicht allzuweit reichen. Ich blieb erstmal gelassen. Aber der Einbruch kam schon nach ca. 60 Kilometern. Ich wurde langsamer und meine Beine wollten nicht mehr wie ich wollte. Mist! An einer Verpflegung bekam ich dann glücklicherweise 3 Gels zu greifen. Der Tag ist lang und heute sollte ich erfahren wie es ist, wenn die Kraft plötzlich wieder kommt. Die letzten 45 Kilometer bis zur Wechselzone flog ich wieder. Meine Radzeit betrug 5:08:18 Std.
Vier Runden waren in Port Elizabeth zu laufen. Die Strecke war flach und übersichtlich – man wusste genau, wie man im Rennen lag und wie die Gegner aussahen. Sie litten genau so, wenn nicht sogar mehr als ich. Meine Pace konnte ich gut umsetzen und ich merkte, dass eine tolle Platzierung in dem guten Starterfeld machbar ist. Mit Rückenwind läuft es sich besser, sollte man meinen. Doch ich war froh, wenn der Wind mir von vorne kräftig entgegenblies, brachte der wenigstens einen Hauch von Kühlung. Mit meiner bisher schnellsten IRONMAN-Laufzeit von 3:18:02 Std. war auch der Marathon bald Geschichte und ich lief mit stolzer Brust über den roten Teppich durch den Zielbogen. YOU ARE AN IRONMAN. Und dazu noch beste Deutsche auf einem super 6. Platz.
1. LEHTONEN, Kaisa 9:06:50
2. CHEETHAM, Susie 9:09:49
3. GOSSAGE, Lucy 9:11:43
4. LUNDSTRÖM, Åsa 9:15:34
5. LUXFORD, Annabel 9:28:32
6. WALTER, Verena 9:35:36
7. STEURER, Bianca 9:39:25
8. WATKINSON, Annah 9:44:11
9. GROHMANN, Katharina 9:50:27
10. GRIESBAUER, Dede 10:01:19