CHALLENGE Madrid – Platz 3 nach zwei Jahren Pause über die Langdistanz
„Ich kann, weil ich will, was ich muss.“ Was für ein passender, schöner Satz. Diesen Spruch habe ich auf dem Weg zum Start des Transvorarlberg-Triathlons im August in einem Tunnel in Bregenz aufgeschnappt und ihn zu meinem Motto der noch verbleibenden Saison gemacht. Denn ich hatte mir noch in den Kopf gesetzt, endlich wieder am Start einer Langdistanz zu stehen. Ohne perfekt verlaufene Vorbereitung, was das Lauftraining anbelangt, ohne die Vernunft entscheiden zu lassen. Ich wollte, weil ich irgendwie musste und dann war nur noch das Können gefragt. Und diese Tatsache bescherte mir, kurz nachdem meine Anmeldung via Internet vollzogen war, unruhige Nächte mit konfusen Träumen. Ich nahm es mit Humor und versuchte bis zum Rennen noch gut zu trainieren und mich an frühere Langdistanzen zu erinnern. Ich machte das ja schließlich nicht zum ersten Mal. Doch genau so kam ich mir mal wieder vor. 2 Jahre verletzungsbedingte Abstinenz von der Langdistanz lagen hinter mir und die Erinnerungen an den IRONMAN Hamburg 2017 waren alles andere als positiv.
Die Wahl ist auf die CHALLENGE Madrid gefallen. Weil ich im Internet zuvor Bilder des bergigen Radkurses gesehen habe und ich Berge mag. Außerdem haben Rennen in großen Städten ihren Reiz. Die Anreise mit dem Flugzeug in Spaniens Metropole verlief gut und das wichtigste Gepäckstück – mein STEVENS-Bike – kam unversehrt an. Die Streckenbesichtigung stimmte mich teils verwundert, aber überwiegend positiv. Ein Großteil der Strecke zum Ende des Radkurses verlief über eine mehrspurige Autobahn bis ins Zentrum Madrids. Wird für das Rennen etwa die Autobahn gesperrt? Mmmh. Geschwommen wird in einem Stausee, etwa 90 Kilometer westlich Madrids. Die Punkt-zu-Punkt-Radstrecke über 180 km führt profiliert durch die Berge des Sierra Oeste und später über eben jene Autobahn, auf der tatsächlich die Überholspur für den Triathlon gesperrt wird, nach Madrid zum großen Park „Casa de Campo“, wo die zweite Wechselzone aufgebaut wird. Von dort läuft man erst einmal für ca. 5 km bergab und muss, bevor man auf dem 6 Mal zu durchlaufenden Teil der Strecke im Epizentrum von Madrid ist, 3 Wendepunkte passieren. Der Anstieg hinauf ins Zentrum ist steil und man ist froh, wenn man oben ist. Denn dort sind die tobenden Menschenmassen, die dir die Marathonstrecke etwas erträglicher machen. Der Schwimmstart wurde aufgrund von vielen Wolken, aus denen auch Regen fiel, etwas nach hinten verschoben. Der Veranstalter war besorgt, dass wir in der spät einsetzenden Dämmerung die Bojen nicht sehen. Wir Profi-Mädels starteten kurz nach den Profi-Männern und vor dem restlichen Feld der AK-Athleten und Staffel-Starter. Ich war erschrocken, war ich doch plötzlich führende Frau im Wasser. Meine ersten Bedenken waren: „Mist, bin ich jetzt falsch geschwommen?“, denn eine Führung beim Schwimmen ist mir, glaube ich, noch nie passiert 😉 Aber ich war auf Kurs und kam als Erste aus dem See, der extrem wenig Wasser führte. Dem entsprechend lang und steil war der Weg in Wechselzone 1. Meine Führung war leider schnell dahin. Zuerst überholte mich die Niederländerin Miriam van Reijen, kurze Zeit später die US-Amerikanerin und mehrfache Challenge-Siegerin Lisa Roberts. Und dann, nach circa 20 Rennminuten auf dem Rad passierte es: Ich hatte einen Platten. MIST. In der nötigen Ruhe überprüfte ich den Grund für den platten Reifen, fand aber nicht so richtig etwas. Nochmal MIST. Ich habe den Schlauch gewechselt, mit einer CO2-Kartusche befüllt und nach stolzen 9 Minuten ging es endlich weiter. Die Luft hielt, aber die Angst vor einem weiteren Defekt fuhr nun mit. Ich verließ mich diesmal ganz auf mein Gefühl, schaute nicht ein einziges Mal auf meine Wattwerte, geschweige denn auf die bereits gefahrene Kilometerzahl. Es fühlte sich gut an und ich hatte Druck bis zum Ende der Radstrecke und konnte kurz vor der Wechselzone die Zweitplatzierte überholen. Ich hatte also wieder Anschluss ans Renngeschehen und mein Ärger über die verlorene Zeit aufgrund des Defekts verflog etwas.
Nun kam meine Zitterdisziplin, das Laufen. Mein längster Lauf in der Vorbereitung betrug 24 km. Die anderen Läufe waren deutlich kürzer. Wie würde mein Körper reagieren? Ich hatte gehörig Respekt. Zu Beginn fühlte es sich gut an und zum Glück spielte mir das Wetter in meine Karten. Es war nicht zu heiß. Auf den ersten 15 Kilometern befindet sich leider nur ein Verpflegungsstand, an dem man kurz hintereinander zweimal vorbei kommt. Etwas zu wenig für meine Bedürfnisse. Aber sobald man im Zentrum auf dem 6 Mal zu durchlaufenden Rundkurs ist, fehlt es einem an nichts, außer an der eigenen Kraft. Ich war überwältigt von den zahlreichen Zuschauern und der guten Stimmung auf der Laufstrecke. Das hatte ich so nicht erwartet. Die Runden waren auch nicht flach (Wow, ist Madrid hügelig!) und dementsprechend hatte ich später, speziell mit den Bergab-Passagen, zu kämpfen. Doch mein Fuß, der mir diese Saison leider etwas verhagelte, machte keine Mucken und das war schon mal viel wert. Mittlerweile befand ich mich wieder auf Platz 3 und konnte diesen bis ins Ziel verteidigen. Der Zieleinlauf auf dem großen Platz „Puerto del Sol“ war sehr emotional für mich und ich hatte mit einigen Freudentränen zu kämpfen. Ein tolles Gefühl, endlich wieder auf der Langdistanz angekommen zu sein!!!
1. LISA ROBERTS 9:54:56 Std.
1:05:43 / 5:25:02 / 3:14:33
2. MIRIAM VAN REIJEN 10:13:21 Std.
1:03:41 / 5:34:57 / 3:24:57
3. VERENA WALTER 10:17:59 Std.
1:03:35 / 5:30:45 / 3:32:47