Bonn-Triathlon 2018 – Hattrick und Comeback in Einem
Dass ich bei der 28. Auflage des Bonn-Triathlons 2018 dabei sein würde, stand relativ lange in den Sternen. Im März traf ich Christian und Inge aus dem Orgateam des Bonn-Triathlons auf Mallorca im Trainingslager. Da formulierte ich meine Worte noch als Wünsche; dass ich gerne, sehr sehr gerne in Bonn wieder dabei wäre, sofern meine Verletzung mich nicht weiter vom Laufen abhalten würde. Ich wagte zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu planen. Ich wollte mir keine festen Ziele setzten, um nicht wieder enttäuscht zu werden, wenn es doch nicht klappt. Doch in meinem zweiten Trainingslager im April wurde meine Hoffnung auf ein Comeback immer größer und ich wagte wieder, Pläne zu schmieden. Bonn! Ich muss nach Bonn. Der Bonn-Triathlon ist mein Lieblingrennen, ich bin Titelverteidigerin und „Bonn“ war das letzte anständige Rennen, das ich 2017 zustande gebracht hatte. Es hätte einen unglaublichen Symbolcharakter, dort meinen Wiedereinstieg in den Triathlon zu feiern.
Meine Laufeinheiten bewegten sich noch im einstelligen Kilometerbereich. Zuletzt war ich sehr froh, wieder stolze 15 Kilometer am Stück gelaufen zu sein. Seit circa 2 Wochen mache ich nun wieder Intervalltraining – immer mit diesem „in den Körper hinein“ horchen, wo es denn noch zwickt und was dies zu bedeuten hat. Die Wörter „Schnell“ und „Laufen“ standen bei mir eigentlich in noch keinem Zusammenhang. Aber diese Einheit am Mittwoch vor dem Rennen, mit 5 x 800 m, gab mir einen Funken Selbstbewusstsein, der für einen Start in Bonn notwendig war, um meinen insgeheimen Wunsch nach dem Hattrick Wirklichkeit werden zu lassen.
Hashtag #COMEBACKSTRONGER #BACKAFTERINJURY…
Blablabla…! Dieses blöde „Come-back-stronger-Gerede“ auf allen möglichen Social Media Kanälen hängt mir breits zum Halse raus. Alle scheinen so motiviert und fokussiert, so perfekt. Auch in schlechten Lebenssituationen. Kann auch mal etwas schlecht sein und für einen Moment schlecht bleiben, ohne dass man daraus etwas Positives gewinnen kann? Mein Ziel ist es auch nicht, jeden Tag als „besserer Mensch“ schlafen zu gehen, als ich aufgestanden bin. #thebestversionofme denke ich auch bestimmt nicht, wenn ich mich morgens aus dem Bett quäle und in den Spiegel gucke. Aber vielleicht ist ja doch etwas dran, an den ganzen Motivations-Weisheiten. Beginnt körperliche Gesundheit doch im Kopf? Stehe ich etwa meiner Heilung selbst im Weg? Vielleicht. Aber jetzt steht erstmal der Bonn-Triathlon im Fokus. Denn ich fühle mich, bei nicht genauerem drüber Nachdenken, fit genug, um das Projekt Titelverteidigung und Comeback anzugehen.
Probeschwimmen im Rhein
Gute Idee. Ich wollte mal ganz der Profi sein und die Wettkampfstrecken vorher genau begutachten. Eigentlich kenne ich die Radstrecke nach meinen bisher 10 Starts (!) auswendig, doch sicher ist sicher. Am Montag vor dem Rennen bin ich sie also nochmal abgefahren. Das hat sich auch ausgezahlt, denn ich kannte nun auch den neuen Wendepunkt, anders als zahlreiche Athleten, die im Rennen an dieser Stelle geradeaus fahren wollten und durch ihr Unwissen fast einen Unfall verursacht hätten. Nach dem Radstreckencheck ging es zum offiziellen Probeschwimmen. Dies fand auf einer verkürzten Strecke unter Begleitung der DLRG und zahlreicher freiwilligen Helfer des PSV Bonn statt. Ich testete den Rhein auch gleich mal als natürliche, kostenlose Gegenstromanlage und muss sagen: Top! Die Strömung reisst einem die Füße unterm neoprenbedeckten Hintern weg. Ich war begeistert… und: noch ängstlicher als vorher. Mein Vorhaben, im Rennen so lange wie möglich in der Mitte des Flusses zu schwimmen, begrub ich lieber wieder und wählte, wie immer, die defensive Weichei-Variante und schwamm schnell wieder Richtung rettendem Ufer.
Wettkampftag – jetzt wird es ernst
Nach einer kurzen Nacht im Kameha Grand Hotel ging es zum Check-in an der Kennedybrücke. Ich liebe dieses Rennen auch, weil ich hier immer so viele Freunde und Bekannte im Rennen oder an der Strecke treffe. Mit vielen Mädels, die nun als Konkurentinnen an der Startlinine stehen, war ich schon zusammen im Trainingslager. Im Rennen versucht natürlich jeder vor dem anderen zu sein, doch wir gehen fair und sportlich miteinander um und gönnen uns gegenseitig ein gutes Rennen. Denn wir wissen am besten, was man für diese Fitness investieren muss. Das Schwimmen bin ich, wie schon erwähnt, defensiv angegangen und kam dennoch als Zweite aus dem Wasser. Sara Baumann hatte circa 30 Sekunden Vorsprung und es dauerte sehr lange, bis ich auf der Radstrecke auf sie aufschließen und überholen konnte. Ich spürte ihren Atem immer im Nacken und war später überrascht, dass ich noch einen Vorsprung von circa 1:30 Min. herausgefahren hatte. Meine Taktik musste so aussehen, dass ich mir im Radfahren ein großes Polster auf meine Mitstreiterinnen erarbeitete, da ich in noch keiner guten Laufform bin. Und 1:30 Min. war eigentlich zu wenig. Und da half dieses Fünkchen Selbstbewusstsein aus meiner letzten Trainingseinheit. So schlecht bin ich nun auch wieder nicht… ich liefere nun einfach #thebestversionofme ab und gucke, wozu es am Ende reicht. Und zu meiner Überraschung wurde mein Vorsprung nicht merklich kleiner. Wow! Ist an diesem #comebackstronger doch etwas dran? Die erste und zweite Runde der 15 Kilometer langen Strecke (3 Runden) klappte ganz gut, doch in Runde drei kam mein muskulärer Einbruch. Mein Laufstil wurde unökonomisch und ich hoffte, dass mich meine Beine noch irgendwie ins Ziel tragen würden. 15 Kilometer in einem schnellen Tempo waren doch noch etwas viel für mich. Aber eines war mir nun sicher: Mein dritter Sieg in Folge und eine gute Leistung, mit der ich sehr zufrieden bin. Auf der Zielgeraden habe ich meinen Freudentränen freien Lauf gelassen und ich habe vor lauter Schluchzen fast keine Luft mehr bekommen. Das Zielfoto sieht leider dementsprechend aus. Eine heulende Verena, die ausschaut wie ein Kleinkind, das an der Kasse keinen Schokoriegel bekommt.
Mega happy, aber…
Es hätte für mich nicht besser laufen können. Stimmt nicht ganz. Absolut glücklich wäre ich, wenn meine Verletzung nach dem Rennen wie vor dem Rennen gewesen wäre. Dem ist leider nicht so und ich bemühe mich, dass sich mein Körper von dem Rennen wieder gänzlich erholt und schon bald wieder die #bestversionofme präsentieren kann.
1. Walter, Verena
00:26:01 / 01:37:38 / 01:03:32 // 03:10:31 Std.
2. Baumann, Sara
00:25:24 / 01:41:29 / 01:05:15 // 03:13:52 Std.
3. Görtz, Beate
00:27:21 / 01:40:20 / 01:04:09 // 03:15:29 Std.