Allgäu-Triathlon 2019 – Sieg über die Olympische Distanz
Mein letztes Rennen, der Bonn-Triathlon, liegt nun schon 10 Wochen zurück. Die europäische Triathlon-Saison ist in vollem Gange und auch ich hatte eigentlich diverse Starts und sogar eine Langdistanz geplant. Doch leider musste ich schon wieder umplanen, denn nach dem Bonn-Triathlon hatte ich Probleme mit den Füßen, besonders der linke Fuß schmerzte am 5. Mittelfußknochen beim Auftreten so stark, dass an Laufen nicht zu denken war. Nach kurzer Zeit konnte ich zwar wieder normal gehen und ohne Schmerzen auftreten, doch an Laufen war weiterhin nicht zu denken. Der MRT-Bericht sprach von einem Knochenmarködem. Ein Orthopäde empfahl mir dringlichst absoltute Schonung in Form einer Schiene sowie das Fortbewegen mit Gehhilfen; dazu tägliche Trombose-Spritzen. Nach Rücksprache mit meinem Trainer, meinem Physio und anderen Personen sowie meiner selbst, entschied ich mich gegen das absolute Ruhigstellen. Denn immerhin konnte ich schmerzfrei gehen, schwimmen und eigentlich auch Radfahren. Beim Radfahren ist natürlich immer Druck auf dem Mittelfuß und die erkrankte Stelle kommt nicht zur Ruhe, doch ich hatte in der Vergangenheit keine gute Erfahrung mit einer absoluten Bewegungspause gemacht. Schon einmal hatte ich mich 5 1/2 Wochen nicht bewegt und es hat mich in der Heilung meiner damaligen Verletzung keinen Schritt weiter gebracht. Doch eine gewisse Unsicherheit in meiner Wahl der Therapie (einfach nur kein Lauftraining) bleibt bis heute bestehen.
5 1/2 Wochen habe ich auf mein Lauftraining verzichtet. Dann fühlte sich der Fuß so an, als dass ich es mal wieder versuchen könnte mit dem Laufen. Spürbar war die Stelle am Fuß noch, doch die Beschwerden wurden nicht schlimmer. Meine Läufe waren alle im einstelligen Kilometerbereich und sehr locker. Ich fasste Mut und suchte mir zwei Rennen als Motivation und nächste Ziele heraus: Der Allgäu-Triathlon und der Transvorarlberg-Triathlon. Eigentlich wollte ich beim Allgäu-Triathlon über die Classic-Distanz an den Start gehen (1,9 / 84 / 20 km), doch mein Fuß schmerzte nach einem etwas zügigerem Lauf (nur 5 km) wieder etwas stärker und ich konnte noch keinen Lauf über die 10 km hinaus absolvieren, sodass ich mich auf Anraten meines Trainers kurzfristig für die Olympische Distanz (1,5 / 42 / 10 km) entschied. Noch zwei Tage vor dem Rennen am schönen Alpsee fragte ich mich, ob das alles Sinn macht und ob ich überhaupt starten sollte. Selbstzweifel, die Frage nach dem Sinn und der Appell an die Vernunft machten sich in meinem Kopf breit. Nach sich im Kreise drehenden Selbstgesprächen war mein Plan für den sonnigen Sonntag wie folgt: Einfach Spaß haben beim kultigen Allgäu-Triathlon in dieser traumhaften Kulisse der Oberallgäuer Bergwelt.
Einfacher gesagt als getan 😉 Denn da ist sie wieder, die durchaus natürliche Aufregung vor einem Rennen! Nach einer gefühlt schlaflosen Nacht ging der Wecker, wie immer vor einem Rennen, viel zu früh. Mein Start war zwar erst um 10:10 Uhr, doch die Wechselzone musste bereits um 8 Uhr wieder geräumt sein. Das Wetter spielte schon mal mit: Sonne, blauer Himmel und die 30°C sollten heute geknackt werden. Die Schwimmstrecke durften wir trotzdem mit Neopren zurücklegen. Das Wort „KULT“ ist hier definitiv nicht fehl am Platze. Schon beim Schwimmen ist die gute Stimmung deutlich spürbar: bereits beim kurzen Landgang (Auchtung: Puls mega hoch!) wird man angefeuert. Das nächste Schmankerl wartet beim Schwimmausstieg: eine typisch bayerische Blaskapelle versüßt einem den langen Weg zur Wechselzone. Ich kam als 6. Frau aus dem Wasser und freute mich nun auf die ebenfalls kultige Radstrecke mit reichlich Höhenmetern. Schon nach wenigen Kilometern steht man in der ersten Wand. Auch dort pushen die vielen Zuschauer am Rand enorm. Der nächste Anstieg lässt auch nicht lange auf sich warten und es wird nie langweilig auf dem Rad. Das Damen-Feld war die allerletzte Startgruppe und dementsprechend wühlten wir uns durch das Feld. Als Führende fuhr ich in die große Wechselzone ein und hoffte nun auf einen, was den Fuß anging, schmerzfreien Lauf. Ui, die Beine fühlten sich nicht frisch an… da fehlt dann wohl doch das Lauftraining. Besonders die leichten Anstiege merkte ich deutlich. Aber ich freute mich dennoch schon auf den Kuhsteig – einem weitern KULT-Abschnitt auf der Strecke. Dass ich beim Verpflegungsstand sage und schreibe dreimal daneben griff und somit keine Verpflegung aufnehmen konnte, war auf den 10 Kilometern nicht ganz so schlimm, aber ich freute mich dennoch die ganzen 7 Kilometer auf einen kühlen Schluck Wasser. Dann kam er – der KUHSTEIG! Mega!!! Man kann es mit dem Solarer Berg in Roth vergleichen. Was für eine Stimmung! Mein anfängliches Grinsen wurde später allerdings zu einer schmerzerfüllten Grimasse und die letzten Meter musste ich gehen. Aber dieser Kuhsteig allein ist Grund für eine Teilnahme bei diesem traditionsreichen Rennen.
Ich hatte stark damit gerechnet, dass meine Laufperformance für die Behauptung der Führung nicht reichen würde. Immerhin war dies mein längster Lauf seit 10 Wochen. Doch nach dem Kuhsteig hoffte ich, dass ich meinen Sieg nicht mehr hergeben müsste. Denn schließlich würde das Geburtstagskind Jan Frodeneo auf dem Podium auf mich warten. Mein Mädel auf dem Führungsrad machte einen super Job und heizte die Zuschauer noch mal so richtig an und so lief ich als Siegerin der Olympischen Distanz über die kultige Ziellinie in Bühl am Alpsee. Und das Schönste war, dass ich nicht humpelnd aufs Siegerpodest klettern musste, sondern mein Fuß erstaunlich wenig Unmut über das Rennen zum Ausdruck brachte.
1. Verena Walter 2:28:58 Std.
0:23:09 / 1:16:28 / 0:43:18
2. Sigrid Mutscheller 2:32:10 Std.
0:25:30 / 1:17:22 / 0:43:56
3. Katharina Krüger 2:32:21 Std.
0:21:30 / 1:21:47 / 0:43:41